Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik Forschung Forschungsprojekte
Innovative Techniken: Beste verfügbare Techniken in der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung

Innovative Techniken: Beste verfügbare Techniken in der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung

Leitung:  Dr.-Ing. Maike Beier
Team:  Dipl.-Ing. Sabrina Kipp
Förderung:  Umweltbundesamt
Laufzeit:  09/2011 – 06/2013

Der Umweltschutz wird immer stärker durch europäische Regelungen geprägt. Hier ist insbesondere die Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Industrieemissionen (Directive on Industrial Emissions, IED, 2010/75/EU) zu nennen, die am 06.01.2011 in Kraft trat. Diese regelt die Genehmigung besonders umweltrelevanter Industrieanlagen im Sinne eines nachhaltigen und medienübergreifenden Ansatzes.

Der Ausdruck „beste verfügbare Techniken“ (BVT) bezeichnet den effizientesten und fortschrittlichsten Entwicklungsstand der Technik, um Emissionen in und Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden oder zu vermindern.

Gemäß der IED findet auf europäischer Ebene – im Rahmen des sog. Sevilla-Prozesses - ein Informationsaustausch über die besten verfügbaren Techniken statt. Welche Techniken als BVT einzustufen sind, wird bzw. wurde im Rahmen des Sevilla-Prozesses gemäß den Bestimmungen der IED bzw. der vorher geltenden Richtlinie über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU-Richtlinie, 2008/1/EG) festgelegt.

Die besten verfügbaren Techniken für unterschiedliche Industriesektoren sind in Referenzdokumenten beschrieben - den sog. BREF-Dokumenten (Best Available Technique REFerence Document) bzw. BVT-Merkblättern (dt. Begriff).

Die Beschreibung der besten verfügbaren Techniken soll eine Informationsquelle über stabil erreichbare Emissionswerte und den Verbrauch von Rohstoffen sowie den effizienten Einsatz von Energie sein. Die Dokumente sollen als Entscheidungsgrundlage und –hilfe für die Behörden bei der Genehmigung von Industrieanlagen dienen und die Mitgliedsstaaten der EU bei der wirksamen Durchführung der IED bzw. der zuvor der der IVU-Richtlinie unterstützen.

Aufgrund der stetigen Weiterentwicklung der Technik ist grundsätzlich eine regelmäßige Revision der BVT-Merkblätter zur Aktualisierung vorgesehen. Die Überarbeitung der BREF-Dokumente liegt aktuell außerdem darin begründet, dass den BVT-Merkblättern durch die IED im Vergleich zur vorher geltenden IVU-Richtlinie eine verstärkte immisionsschutzrechtliche Bedeutung eingeräumt wird. In den Genehmigungsanforderungen sind beispielsweise die Emissionsmindeststandards stärker an die BVT zu koppeln.

Die Nahrungsmittel-, Getränke- und Milchindustrie bildet einen Industriesektor, für den seit 2006 ein BVT-Merkblatt existiert. Die Revision des BVT-Merkblattes Nahrungsmittel-, Getränke- und Milchindustrie (Food, Drink and Milk Industry, FDM) ist zurzeit terminlich unbestimmt, steht aber in absehbarer Zeit an. In Vorbereitung dieser Revision ist fundiertes Wissen über beste verfügbare, neue und innovative Techniken bei der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung notwendig, die den technischen Entwicklungsstand in Deutschland repräsentieren. Für eine Revision werden konkrete Daten und Beispiele für fortschrittliche produktionsintegrierte und nachgeschaltete Umweltschutzmaßnahmen benötigt. Dies schließt auch Produktionsverfahren und Betriebsweisen mit ein, die ein verbessertes Umweltschutzniveau bieten.

Ziel des Projekts ist daher einerseits die Erhebung sowie andererseits die Systematisierung der Datenablage vorhandener anlagen- bzw. verfahrensbezogener Daten und Informationen zu den momentan besten verfügbaren sowie zu neuen und innovativen Techniken in der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung.

Vor dem Hintergrund des terminlich noch unbestimmten Beginns der Revision des BVT-Merkblatts bildet besonders die Systematisierung der Datenablage einen Projektschwerpunkt. Hierzu wird vom ISAH derzeit eine Datenbank entwickelt, in die Verfahren und Anlagen sowohl von Zukunftstechniken als auch BVT bzw. BVT-Kandidaten eingepflegt werden können. So wird zum einen die Verfügbarkeit und damit die Nutzbarkeit der vorhandenen Daten zum Zeitpunkt der tatsächlichen Revision des Merkblattes sichergestellt. Zum anderen wird die Datenbank so entwickelt, dass neue Informationen leicht hinzugefügt werden können.

Das im Rahmen des Projekts erarbeitete Wissen dient als Grundlage für einen deutschen Beitrag zur Revision des betreffenden BVT-Merkblattes (Sevilla-Prozess). Mit den Ergebnissen wird die Weiterentwicklung von produktionsintegrierten sowie nachgeschalteten Umweltschutzmaßnahmen auf europäischer Ebene vorangeführt.